Wer denkt, er hätte wirklich schon alles gesehen hat sicher noch nichts von den berühmten Castells in Katalonien gehört. Castells sind menschliche Pyramiden, die auf zahlreichen Festen von verschiedenen Mannschaften errichtet werden. Eine Tradition, die sich im Laufe des 20.Jahrhunderts etablierte, ihren Ursprung aber viel früher hat.
Die Castells sind heute wichtige Symbole für die Kultur Kataloniens. Seit dem Jahr 2010 zählt der Turmbau zu dem immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Heute, in diesem Artikel von ShBarcelona, die Castells, ihre Ursprünge und Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
Volkssport aus dem 18. Jahrhundert
Aber was genau passiert da eigentlich? Tatsächlich schichten sich Menschen auf, steigen auf die Schultern des jeweils anderen und bilden so ein Castell (Burg). Je höher der Turm umso bessere Chancen den Wettbewerb zu gewinnen.
Angefangen mit dem Volkssport wurde im 18. Jahrhundert, als in einem Dorf Kataloniens einzelne Gruppen, im Katalanischen auch “Colles” genannt, damit anfingen, sich gegenseitig im Aufbau verschiedener Figuren aus Menschen zu überbieten.
Begleitet wird das Spektakel mit Trommeln und katalanischer Volksmusik. Klingt ein wenig gefährlich, ist es auch, aber die Castellers sind geübt und mit einem starken Zusammenhalt bleiben alle unverletzt, selbst wenn der Turm in sich zusammenfällt. Erstaunlicherweise kommt es selten zu Verletzungen.
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An der Spitze steht das Eichhörnchen
Jede einzelne Schicht der Menschenpyramide hat ihren eigenen Namen. Die Stärksten stehen immer unten und die jüngeren und leichteren Kletterer bilden dann die oberen Etagen.
Das Fundament bildet zum Beispiel die “Pinya”, ein breiter Ring, auf dem sich die Last verteilt und die Struktur stabilisiert wird. Die erste Schicht dämpft auch den Fall der Castelleres, sollte der Turm einmal zusammen brechen.
Dann gehts munter weiter mit dem Stamm (el tronc), der Kuppel (el pom), zwei weiteren Castellers (els dosos), dem Träger (aixecador) und schließlich auf der Spitze mit dem Eichhörnchen (exaneta).
Die Spitze der menschlichen Pyramide bildet immer ein Kind (mit einem Helm ausgestattet), welches triumphal den wackeligen Menschenturm erklimmt und an der Spitze stolz den Arm in die Luft streckt.
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Ein rauschendes Fest
Der Aufbau eines Castells ist in erster Linie immer mit einem Fest verbunden und so ist der Wettbewerbsgedanke eher im Hintergrund. Dennoch gibt es Kriterien zu der Bewertung der Schwierigkeitsgrade: Die Höhe und die Anzahl der Ebenen, sowie die Struktur und die Komplexität und die Technik.
Außerdem ist auch entscheidend, ob das Castell wieder abgebaut werden kann ohne in sich zusammen zu fallen. Die Castellers tragen übrigens unverkennbare und spezielle Kleidung.
Enge weiße Hosen, Hemden mit der jeweiligen Farbe der Colla, ein Tuch um den Kopf und eine faixa (Bauchbinde) um die Hüfte und den Bauch. Begleitet von einem Flötenspieler und Gegröle der jeweiligen Fans, ist der Aufbau eines Castells ein MUSS bei jedem Barcelona-, oder Katalonien Besuch.
Man kann nur staunen wie viel Selbstbeherrschung und Disziplin zu dieser Tradition gehören. Diese noch junge Tradition sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Mit Spannung und ein bisschen flauen Gefühl im Magen wird man Teil einer einzigartigen Tradition.
Den Abend kann man dann bei einem Gläschen Vermut und Tapas ausklingen lassen, ganz so wie es auch die Einheimischen nach dem Fest zu tun pflegen. Termine, um Menschenpyramiden in Barcelona zu sehen, findet man hier.
Hast du die Castells schon live gesehen?