Wer sich im Getümmel der Altstadt restlos dem Schaufensterbummel hingibt, entdeckt zwischen all den Figuren der Sagrada Familia, Dali Kunstwerken und der gleichen, ein kleines Männchen mit roter Zipfelmütze. Wenn man dann genauer hinsieht erkennt man auch, dass der Zwerg ungeniert sein Geschäft verrichtet.
Heute, in diesem Artikel von ShBarcelona, erklären wir euch die Tradition des Caganer.
Inhaltsverzeichnis
Lange und geliebte Tradition
Was in unseren Breitengraden ein wenig ungewöhnlich scheint, ist eine lange Tradition speziell zur Weihnachtszeit in Katalonien. Man findet den sogenannten Caganer nämlich normalerweise in der Krippenlandschaft.
Inmitten der Idylle der heiligen Familie befindet sich irgendwo im Gestrüpp das „Scheisserchen“ und verrichtet sein Geschäft, während sich im Stall Josef und Maria über die Geburt Jesu freuen.
Das Männchen ist in traditionell-katalanischer Bauerntracht mit heruntergelassenen Hosen und einem braunen Häufchen unter seinem blanken Po fix in das Geschehen zu Weihnachten eingebunden. Die Kleinen der Familie suchen dann aufgeregt nach dem Caganer , wo er sich wohl diese Jahr versteckt hat?
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Der Caganer hat in Katalonien eine so lange Tradition, dass selbst die katholische Kirche in Spanien die Anwesenheit des “Scheisserchen” toleriert.
Die Liebe zu dem Cagner ging sogar soweit, dass als die die Stadtverwaltung von Barcelona beschlossen hatte den Caganer aus der Weihnachtsszene rauszunehmen, wütende Proteste folgten.
Die Konsequenz war, dass der Bürgermeister den geliebten kleinen Kerl im Folgejahr wieder in die Krippe am Plaza Sant Jaume stellen ließ. Theorien über den Ursprung des Caganers gibt es unzählige.
Einige Geschichten meinen, dass der Ursprung zurück bis zum Barock Zeitalter reicht. Natürlichkeit und Realismus beherrschten hier nicht nur die Kunstwelt.
In Katalonien wurde mit der Natürlichkeit eben der Cagner eingeführt, der ja an und für sich nur eine natürliche, alltägliche Szene widerspiegelt. Er steht für den Kreislauf der Natur. Die Ausscheidung tut der Erde gut und düngt sie und im kommenden Jahr gibt es dadurch eine herrliche Ernte.
Inzwischen ist zu dem Caganer auch noch der Pixaner hinzugekommen. Eine findige Idee der Geschäftsleute in Katalonien. Nun gesellt sich zu dem sitzenden und Notdurft verrichtenden Männchen auch noch sein kleiner Bruder, der den Boden auf seine speziellen Weise die Nährstoffe zukommen lässt- nämlich im Stehen mit offenem Hosenstall.
Nun kann man also in den Auslagen beiderlei Versionen der Männchen finden und zur Weihnachtszeit schmücken die kleinen „natürlichen“ Kerlchen die Krippen in den weihnachtlichen Wohnzimmer.
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Ein beliebtes Souvenir
Doch nicht nur zu Weihnachten finden wir die lustigen Gesellen in den Schaufenstern der unzähligen Shops in der Altstadt Barcelonas.
Sie sind allgegenwärtig und haben sich inzwischen zu einem der beliebtesten Souvenirs etabliert. Zu dem in katalanischer Tracht dargestellten Männchen gesellen sich seit einigen Jahren bekannte Gesichter.
Persönlichkeiten aus Politik, Sport oder Showbusiness hocken aufgereiht nebeneinander: Fussballer Ronaldinho, Spaniens König Juan Carlos, Osama bin Laden George W. Bush uvm.
Jedes Jahr kommen neue Kreationen zu den bisherigen Figuren, die nach Persönlichkeiten aus aller Welt modelliert sind. Die Stars und bekannten Gesichter unserer Zeit stehen mit heruntergelassener Hose in den Schaufenstern in ihren privatesten Moment und sollen laut den Katalanen uns eins klar machen, wir sind alle gleich und was sein muss muss eben sein.
Egal ob man nun in der Politik tätig ist, seine Brötchen mit Fußball verdient oder auch ein Oscar-Gewinner ist, wir alle müssen unweigerlich das stille Örtchen besuchen.
Eines steht fest das „Scheisserchen“ ist nicht nur zu Weihnachten ein Hit, sonder eignet sich als perfektes Mitbringsel für die Freunde oder Familie. Bei der Auswahl lässt sich für jeden die richtige Version des Caganer finden und ein Lacher oder sogar zwei ist bei der Ankunft Zuhause sicher mit dabei.
Kanntest du diese bizarre Tradition? Kennst du noch andere ungewöhnliche katalanische Gepflogenheit?